Heute waren die Hexen auf der IAA und was können sie berichten? Nichts!
Das gleiche Tamtam wie immer um: Nichts.
Fahrzeuge, die die Welt nicht braucht und solche, die die Welt brauchen würde: Fehlanzeige.
So also lieber ein paar rosa Elefanten, die zur Ablenkung dienen.
Ansonsten keine weltumfassenden Innovationen.
Schade, denn die Welt könnte gerade solche gut gebrauchen.
Stattdessen, Autos, die keiner fahren wird, zumal die Türen fehlen, genauso wie eine Heizung, dafür eine Abdeckplane für das unbesorgte Parken in der Großstadt.
Da war die Ökohexe doch ein wenig ernüchtert, ob der Alternativen zum herkömmlichen Verbrennungsmotor. 100 Kilometer Reichweite reichen der Kurierhexe bei Weitem nicht aus. Schade.
Na, Hauptsache die Illusion von Zukunft wird erzeugt und die Menschen taumeln beseelt hinein.
Der kleine Nils ist niedlich und schön anzusehen, doch wer wird mit ihm unterwegs sein?
Zum Thema rosa Elefanten ein Zitat aus Jack Londons Roman „König Alkohol“:
“There are, broadly speaking, two types of drinkers. There is the man whom we all know, stupid, unimaginative, whose brain is bitten numbly by numb maggots; who walks generously with wide-spread, tentative legs, falls frequently in the gutter, and who sees, in the extremity of his ecstasy, blue mice and pink elephants. He is the type that gives rise to the jokes in funny papers.”
„Es gibt im allgemeinen zwei Sorten von Trinkern. Zum einen der Mann, den wir alle kennen, dumm, einfallslos, das tumbe Hirn zerfressen von tumben Maden; gemessenen Schrittes läuft er auf seinen zögernden Beinen, fällt ständig in die Gosse und sieht auf dem Höhepunkt seines Rausches blaue Mäuse und rosa Elefanten. Er ist es, über den die Zeitungen Witze drucken.“
Ernüchterte Hexen sagen: Prost!
Denn es bleibt leider dabei, die Hexenautos bekommen ihren Dieselfilter, der Umwelt zuliebe, doch wahrhaftige Alternativen bleiben nach wie vor: rosa Elefanten…
Da waren die Hexen eindeutig aber einmal nicht schnell genug. Nein, nicht in Ausübung ihrer Tätigkeit als Kurierfahrerinnen, sondern im Ablichten der Graffiti Bäume in Frankfurts Parkanlagen.
Diese wurden von den Hexen gesichtet, als sie seelenruhig mit den Rädern die Friedrich-Ebert-Anlage querten, leider ohne Kamera zur Hand.
Na, die laufen uns schon nicht weg, dachte die eine oder die andere Hexe…
Von wegen!
Letzte Zeugen des Frankfurter Künstlers IL-JIN ATEM CHOI mit seiner Kunstaktion PLAYING THEM TREES im Rahmen der „Playing the City3“ fanden die Hexen letztendlich doch noch an der Eschenheimer Anlage.
Eine altbekannte Weisheit hat sich wieder einmal bestätigt: Wer zu spät kommt, …
Playing the City ist eine Initiative der Schirn, bei der Kunst auf die Straße, in den öffentlichen Raum gebracht wird, z.B. Baumkunst am Mainufer und in Frankfurter Parkanlagen.
Für alle, die auch zu spät kamen und dennoch Interesse haben:
Mehr zu der Aktion, die im August in Frankfurt stattfand gibt es unter: www.playingthecity.de.
Wie aufregend kann doch die Welt sein!
Immerzu geschieht irgendetwas; manchmal auch etwas wirklich Wichtiges oder Bedeutungsvolles.
Doch wie uns Lieblingskünstler Steven Appleby treffend aufzeichnet, sind wir meist gar nicht dort, wo etwas von Bedeutung geschieht.
Was jedoch gleichsam tröstlich sein kann. Denn wenn der Weltuntergang irgendwo anders stattfinden mag, wer würde es bedauern, nicht dabei zu sein?
Die Hexen wünschen viel Vergnügen bei der philosophischen Betrachtung von Bedeutsamkeit im Allgemeinen und im Besonderen!
Für weitere Denkanstöße empfehlen wir ausgiebige Lektüre der Bücher von Steven Appleby…
Schauspieler George Takei, hierzulande besser bekannt als Lieutenant Hikaru Sulu aus der beliebten Serie Raumschiff Enterprise, zeigt Zivilcourage im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Dies auf sehr kreative, humorvolle und sympathische Weise.
Seine Initiative richtet sich gegen ein Gesetz im amerikanischen Bundesstaat Tennessee. Dort ist es Lehrern untersagt worden über Homosexualität im Unterricht zu sprechen.
Kurz genannt heißt dieses Gesetz „Don’t say gay“ law.
Großzügigerweise bietet George seinen Nachnamen als Synonym für das Wort „gay“ an, und somit lautet die Parole: It’s OK to be Takei!
Die Hexen finden diese Aktion hervorragend und lobenswert!
In diesem Sinne: It’s OK to be Takei!
Am Wochenende hat die Kurierhexe unter Umständen auch einmal frei, und manchmal ist sie dann für einen Ausflug mit lieben FreundInnen zu haben. Zuletzt führte sie ein solcher an den extrem leeren Edersee.
Staumauerlauf in Rekordzeit absolviert, Wassermangel bewundert, ging es weiter zum Baumkronenweg, der nur über den Eichhörnchenpfad zu erreichen ist. Na, da waren die Eichhörnchen Liebhaberinnen aber sehr gespannt auf die in freier Natur lebenden Verwandten der Westend-Eichhörnchen.
Und das Erstaunen war groß, denn so sehen die lieben Eichhörnchen im Kellerwald aus:
Grob geschnitzt, von der Natur geformt?
Schlimme Waldsitten, die im Frankfurter Westend zum Glück nicht gelten. Hier kann sich das Eichhörnchen frei bewegen, ohne Nagelbrett oder gar noch perfider, Metallstangenaufhängung:
Die Hexen finden: Das Leben in der freien Natur scheint „voll brutal“ zu sein. Es leben die Stadteichhörnchen!
In voller Pracht.
Bei Wind und Wetter, die Frisur sitzt.
Ich habe festgestellt, daß sich ganz in der Nähe des Lebens, in dem man zufällig gelandet ist, ein anderes befindet, das man seelenruhig genauso gut hätte führen können.
Margriet de Moor
Erst grau dann weiß dann blau
dtv
4. Auflage April 1996
Seite 182