„Ach Sweetheart!“ meinte die Madame mit dem kleinen Stöhnen einer brennenden Gasflamme. „Was wäre ein Buch ohne den, der es liest? Stimmt, es wäre noch immer ein Buch, eine Geschichte, aneinandergereihte Buchstaben, die einen Sinn ergeben. Doch allein der Leser kann den Sinn feststellen. Ohne den Leser ist der Sinn bloß wie ein ungesehenes Rauchzeichen, das aufsteigt. Den Himmel kümmert nur der Rauch, nicht das Zeichen, das im Rauch steckt. Buch und Leser hingegen bilden eine vollkommene Symbiose. Und der Sinn jeder Symbiose ist natürlich, daß sie beiden nützt.“
Heinrich Steinfest
Die Haischwimmerin
Kriminalroman
Piper Verlag GmbH München 2011
Seite 265
Holla, die Kunsthexe, oder Kulturhexe?
Nun, jedenfalls sind die Hexen eifrig unterwegs in Sachen Kunst und Kultur. Lesung mit Sven Regener und bereits Tage zuvor ein Besuch im ehemaligen Degussa-Haus. Bevor das Gebäude seinem Abriß entgegensieht, hat das Museum für Moderne Kunst die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen, um die leerstehenden Etagen mit Kunst zu füllen.
Dies anläßlich des 20 jährigen Bestehens des MMK. Die Jubiläumsausstellung also.
Einzigartig, denn die Ausstellung wird an drei Standorten gezeigt, im MMK selbst, im MainTor-Areal und im MMK Zollamt.
Blick von Innen nach Außen – von der Kunst zur Realität…
Keine Kunstinstallation, sondern die Überreste des Degussa Bürohauses. Manchmal ein schmaler Grat zwischen Kunst und Wirklichkeit.
Ausstellung noch bis zum 09. Oktober 2011
Die Kulturhexen wünschen wie immer: Viel Vergnügen!
Sven Regener, Frontsänger der Band Element of Crime und Schriftsteller, gibt sich die Ehre. Anläßlich seines in diesem Jahr erschienen Buches „Meine Jahre mit Hamburg-Heiner – Logbücher“, ist Sven Regener auf Lesetour. Heute auch in Frankfurt am Main in der Brotfabrik.
Die Hexen haben reichlich Spaß und Freude am großen Blogger-Kollegen Sven…
Und nach der Pause gibts sogar Bilder und noch ein Gedicht!
Ein wahres Vergnügen, Sven Regener beim Vortragen seiner Blog-/Logbücher zuzuhören. Wer es verpaßt hat, naja, schon selber Schuld, aber Abhilfe gibt es dennoch:
Die Hexen wünschen viel Vergnügen!
Und wer das gedruckte Buch in Händen halten oder es hören möchte, Adele weiß Rat: Kaufen!
Heute waren die Hexen auf der IAA und was können sie berichten? Nichts!
Das gleiche Tamtam wie immer um: Nichts.
Fahrzeuge, die die Welt nicht braucht und solche, die die Welt brauchen würde: Fehlanzeige.
So also lieber ein paar rosa Elefanten, die zur Ablenkung dienen.
Ansonsten keine weltumfassenden Innovationen.
Schade, denn die Welt könnte gerade solche gut gebrauchen.
Stattdessen, Autos, die keiner fahren wird, zumal die Türen fehlen, genauso wie eine Heizung, dafür eine Abdeckplane für das unbesorgte Parken in der Großstadt.
Da war die Ökohexe doch ein wenig ernüchtert, ob der Alternativen zum herkömmlichen Verbrennungsmotor. 100 Kilometer Reichweite reichen der Kurierhexe bei Weitem nicht aus. Schade.
Na, Hauptsache die Illusion von Zukunft wird erzeugt und die Menschen taumeln beseelt hinein.
Der kleine Nils ist niedlich und schön anzusehen, doch wer wird mit ihm unterwegs sein?
Zum Thema rosa Elefanten ein Zitat aus Jack Londons Roman „König Alkohol“:
“There are, broadly speaking, two types of drinkers. There is the man whom we all know, stupid, unimaginative, whose brain is bitten numbly by numb maggots; who walks generously with wide-spread, tentative legs, falls frequently in the gutter, and who sees, in the extremity of his ecstasy, blue mice and pink elephants. He is the type that gives rise to the jokes in funny papers.”
„Es gibt im allgemeinen zwei Sorten von Trinkern. Zum einen der Mann, den wir alle kennen, dumm, einfallslos, das tumbe Hirn zerfressen von tumben Maden; gemessenen Schrittes läuft er auf seinen zögernden Beinen, fällt ständig in die Gosse und sieht auf dem Höhepunkt seines Rausches blaue Mäuse und rosa Elefanten. Er ist es, über den die Zeitungen Witze drucken.“
Ernüchterte Hexen sagen: Prost!
Denn es bleibt leider dabei, die Hexenautos bekommen ihren Dieselfilter, der Umwelt zuliebe, doch wahrhaftige Alternativen bleiben nach wie vor: rosa Elefanten…
Der Blick aus dem Hexenbüro kann sich sehen lassen! Und so kann es geschehen, daß die arbeitsame Bürohexe ihren Blick gedankenverloren aus dem Fenster schweifen läßt, quasi in sehnsuchtsvoller Erwartung des wohlverdienten Wochenendes. Hier, was sie dabei erblickt:
Da macht es auch kaum etwas aus, daß sich der Freitag Nachmittag so regnerisch erweist, denn die Pflanzen wissen es durchaus zu danken mit üppiger Blütenpracht.
Die Gartenhexe kann sich das Gießen sparen und die gewonnene Zeit mit intensiver Blütenbetrachtung verbringen.
So gehen die Kurierhexen vollkommen unverdrossen in das Wochenende hinein, denn der Anblick des kleinen Gartens über den Dächern Frankfurts stimmt sie trotz Regens heiter.
Die Vorhersage läßt viel versprechen, denn der Samstag soll ein rechter Sommertag werden. Da zweifelt die Wetterhexe zwar ein wenig, doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Die Hexen wünschen ein wundervolles Wochenende, mit Sonnenschein im Herzen.
Da waren die Hexen eindeutig aber einmal nicht schnell genug. Nein, nicht in Ausübung ihrer Tätigkeit als Kurierfahrerinnen, sondern im Ablichten der Graffiti Bäume in Frankfurts Parkanlagen.
Diese wurden von den Hexen gesichtet, als sie seelenruhig mit den Rädern die Friedrich-Ebert-Anlage querten, leider ohne Kamera zur Hand.
Na, die laufen uns schon nicht weg, dachte die eine oder die andere Hexe…
Von wegen!
Letzte Zeugen des Frankfurter Künstlers IL-JIN ATEM CHOI mit seiner Kunstaktion PLAYING THEM TREES im Rahmen der „Playing the City3“ fanden die Hexen letztendlich doch noch an der Eschenheimer Anlage.
Eine altbekannte Weisheit hat sich wieder einmal bestätigt: Wer zu spät kommt, …
Playing the City ist eine Initiative der Schirn, bei der Kunst auf die Straße, in den öffentlichen Raum gebracht wird, z.B. Baumkunst am Mainufer und in Frankfurter Parkanlagen.
Für alle, die auch zu spät kamen und dennoch Interesse haben:
Mehr zu der Aktion, die im August in Frankfurt stattfand gibt es unter: www.playingthecity.de.
Franz Kafka ist gestorben im Juni 1924, vor nunmehr 87 Jahren. Eine wohlbekannte Tatsache.
Dennoch bangt der Leser, die Leserin bei der Lektüre von Michael Kumpfmüllers Roman „Die Herrlichkeit des Lebens“ bis zum unausweichlichen Ende, daß Franz Kafka doch noch genesen möge und ihm fortan ein unbeschwertes Leben mit Dora Diamant gewährt sein könnte.
Die Geschichte nimmt bekanntermaßen einen anderen Lauf und den beiden Liebenden ist nur eine kurze gemeinsame Zeit miteinander vergönnt.
Diese Zeit aber wird in Michael Kumpfmüllers Roman sehr eindringlich geschildert, in drei Teilen: dem „kommen“, „bleiben“ und „gehen“. Und jederzeit ist der Leser, die Leserin ganz nahe am Leben der beiden Protagonisten.
Am Ende des Romans bleibt der Leser zurück, tieftraurig, zu Tränen gerührt, denn Franz Kafka ist gestorben, am 03. Juni 1924 in Kierling.
Michael Kumpfmüller
Die Herrlichkeit des Lebens
Roman
Kiepenheuer & Witsch
Wie aufregend kann doch die Welt sein!
Immerzu geschieht irgendetwas; manchmal auch etwas wirklich Wichtiges oder Bedeutungsvolles.
Doch wie uns Lieblingskünstler Steven Appleby treffend aufzeichnet, sind wir meist gar nicht dort, wo etwas von Bedeutung geschieht.
Was jedoch gleichsam tröstlich sein kann. Denn wenn der Weltuntergang irgendwo anders stattfinden mag, wer würde es bedauern, nicht dabei zu sein?
Die Hexen wünschen viel Vergnügen bei der philosophischen Betrachtung von Bedeutsamkeit im Allgemeinen und im Besonderen!
Für weitere Denkanstöße empfehlen wir ausgiebige Lektüre der Bücher von Steven Appleby…